Und den Rest entdecken wir von hieraus ...


 

Wir haben „gelernt“ – wir haben lernen müssen, die Welt auf passive Weise zu empfangen. Nur nicht fragen! Zuhören. Nur nicht wirklich wundern. Stattdessen wissen. Und auswendig können. Diese Art des passiven Wahrnehmens ist uns von Anfang an vermittelt worden. Die Schule war dann schließlich der Ort, an dem mir abgewöhnt wurde, mich umfassend zu erleben. Fortan hatte ich es vorrangig mit meinem Kopf – mit mir als meinem Kopf zu tun. Und mein Kopf weiß nicht, was er weiß. Er weiß einfach, womit er gefüttert, was in ihn „hineingetan“ worden ist – und hält das dann für Wissen. Auf diese Weise lerne ich, mich mir selbst gegenüber zu desensibilisieren. Ich spalte mich. Und weiß fortan Dinge über mich und die Welt, die ich gar nicht weiß. – Das klingt „hart“. Aber allein das verspricht gute Noten und ein Weiterkommen in der sogenannten „Realität“. Passiv zuhören begründet den Abschied von mir selbst. Passiv zuhören heißt, ich diszipliniere mich.

 

Diese Realität führt dazu, dass ich zu diesem „kleinen Ich“ „verkümmere“, dass nichts von sich weiß. Zu diesem kleinen Ich, dass sich selbst nicht wahrhaft entdecken kann, weil es sich an eine Realität gebunden glaubt, in der es sich als klein, schwach und fehlerhaft erfahren muss. – Um in dieser Realität überleben zu können, hat sich dieses Wesen „zusammenzureißen“. Es muss sich disziplinieren – und das bedeutet: Es muss sich aufgeben und zu diesem kleinen Ich verkümmern, das blind ist für das Wunder, das blind ist für seine wahre Majestät. Die von Anfang an auf Verwirklichung wartet. – Gezeugt und dann schließlich bezeugt! Gezeugt, um bezeugt zu werden: Ich erkenne, dass das Leben selbst das „Ja“ zu mir ist.

 

Deshalb kann ein disziplinierter Mensch den Sinn des Lebens nicht mehr finden. Er kann es nicht, weil seine Sinne gegen die Welt der Berührung abgeschlossen sind. Weil sie nicht mehr geöffnet sind und er nicht mehr weiß, dass er eins mit ihnen ist. Stattdessen weiß er – mehr oder weniger alles. Er weiß alles über die Welt, aber nichts von sich selbst. Nichts aus erster Hand. Er bleibt unentdeckt – So entsteht die passive Realität einer verdinglichten Welt. Eine Wirklichkeit, mit der ich letzten Endes nichts mehr zu tun habe!

 

Das "ich weiß" der Unveränderlichkeit tötet mich ...

 

Als aktiv Zuhörende sind wir eins mit dem Wunder, das uns stetig (ver)wandelt. Hier erlebe ich das Leben. Hier ist es nicht statisch, was es nicht ist und nicht sein kann (!), sondern kreativ. In dieser absolut wahrhaftigen „Form“ des Erlebens werde ich geistig zum ersten Mal lebendig. Hier erkenne ich das, was Form ist, als ewige Wandlung. Form ist das Wandelbare. Hier nehme ich an mir als diesem Lebensprozess teil und erkenne, dass mein Leben nicht wie etwas Vor(ge/be)schriebenes schon fertig in der Schublade liegt. Ich bin da, um es zu erleben. Und das kann ich nur, wenn mich mein Leben berührt. Wenn es mich wieder berühren darf.

 

Aktives Zuhören führt direkt ins Selbstvernehmen. Wenn ich endlich hören darf, dass ich genug von all dem habe, dass ich diese erstarrte Form nicht mehr halten und ertragen kann, statt mich selbst bloß immer wieder mit einem passiven „Ich weiß“ zu bestätigen. Mit dem „Ich weiß“ der Unveränderlichkeit. Mit der Passivität, die mir den Atem nimmt und mich dabei langsam, aber sicher (!) tötet …

 

„Ja, ich weiß!“ – Die Instanz, die das weiß, ist die Instanz in Dir, die sich Dir gegenüber vollkommen abwesend stellt. Und so kommt dieses Wissen nicht an. Es kommt nicht zu Dir. Weil Du Dir nichts mehr bedeutest.

 

Aber was ist, wenn Du wirklich vernimmst, dass Du genug von alldem hast – und nichts mehr weißt und es ist Dir nicht mehr egal ist? Was ist, wenn Du es spürst und Dir die ausweglose Situation zum ersten Mal bewusst wird. Du weißt, dass Du genug hast und dass sich daran niemals etwas ändern wird! Weil Du diesen Menschen einfach abgeschrieben hast. Dich! Du lässt diesen Menschen seine ewig selben Geschichten und Rechtfertigungen erzählen und hörst ihm nur noch aus dem Passivmodus des Desinteresses heraus zu. Wie tot. Du hörst Dir wie tot zu. Und genau so fühlt sich das an. Und das spürst Du jetzt zum ersten Mal, ohne die narkotisierenden Geschichten zu laden, die Du Dir seit Ewigkeiten über Dich erzählst.

 

Ich habe verstanden. – Und brauche nichts anderes mehr als Beweis für mein Verstehen. Ich bin der Beweis. Ich habe in Wirklichkeit keine andere Wahl als mich diesem Leben anzuvertrauen und in diesem Leben aufzugehen, was bedeutet, dass die angstvollen Einflüsterungen mit der Zeit in die Zeit hinein verschwinden. Und den Rest entdecken wir von hieraus. – Alles … was dieses Leben als Wirklichkeit ausmacht. Darin liegt der Sinn. Das ist der Sinn. Was für ein Segen!

 


Mehr als schöne Worte. Ein Leben, das Sinn macht.

Komm nach Kreta! Vom 26.09. – 4.10.2023.

Wenn Du mehr darüber wissen möchtest …