Allein Du stehst Dir im Weg ...


Der „Heilige Geist“ lugt schon unter dem Türspalt hervor. Und die Tür ist nichts als ein undurchlässiges „Visionsfeld“, ein Brett hinter (!) Deinen Augen, dass Dich daran hindert, die Welt einfach zu sehen und wahrzunehmen. Auf diese Weise wird alles, was durch Deine Augen in Dich hineinfällt, uminterpretiert, noch bevor Du es gesehen hast. Und eben das ist uns nicht wirklich bewusst. Wir sehen nicht, was zu sehen ist – und nehmen dafür unsere Vorstellungen, Träume und Wünsche in Anspruch. Wir malen uns ein Leben aus, das es so nicht gibt und fürchten uns vor einem Leben, das es so nicht gibt. Nicht so!

 

Wir können „in Wirklichkeit“ nichts machen. Und tun eben doch nichts anderes.

Weil dieses Leben jetzt stattfindet. Weil es jetzt passiert. Hier ist der „Punkt der Berührung“. Hier werde ich von der Wirklichkeit des Lebens bewegt. Nichts daran ist vorgestellt. Nichts ist präpariert. Das hier ist keine Prüfungssituation. Es ist keine Vorstellung. Wir können „in Wirklichkeit“ nichts machen. Und tun eben doch nichts anderes. Wir machen. Wir sind die „Macher“ unseres Lebens. Die Bedenkenträger, die Vorwegnehmer, die Ausmaler. Und in einem dermaßen vorweggenommenen Leben lernen wir nicht wirklich. Weil uns das Leben so nicht erreichen kann! – Allein in einem solchen Leben sind bzw. werden wir immer wieder enttäuscht zurückgelassen. Weil es ein solches Leben nicht gibt. Es gibt kein Leben, das mir gehört. Doch weil ich das glaube bzw. für selbstverständlich halte, will ich (immer wieder) ein anderes Leben. Eines, das mir (gut zu Gesichte) steht. Ein Leben, das mich repräsentiert.

 

Dabei hat Dein Leben bereits mit Dir zu tun. Von Anfang an. Es repräsentiert Dich vollkommen. Du stellst das Zeugnis Deines Glaubens dar. Du bist das Zeugnis Deiner Ängste und Hoffnungen. Und daran bzw. damit ist nichts verkehrt. Aber das macht dieses Leben so eng. Für mich. In Wirklichkeit bin ich mir viel zu viel. Es ist viel zu laut in mir. Ich schaffe es oft kaum noch, mir „gerecht“ zu werden. Denn hier sind so viele Widersprüche, so viele verschiedene Ideen, wer ich denn nun bin bzw. sein will oder wozu mein Leben da ist. Immer habe ich Angst vor der Konsequenz. – Dabei lebe ich bereits in der Konsequenz. In der Enge und in einer endlosen Widersprüchlichkeit, der ich durch immer neue Vorstellungen zu entkommen versuche.

 

Der Wissende weiß nur, was er weiß …

Stopp! – Es ist genug! Ich habe verstanden. All das weiß ich in Wirklichkeit schon lange. Lange, lange, lange! – Aber was, was soll ich jetzt tun?! Wie das „Gewusste“ umsetzen? – Gar nicht. Es ist noch nicht wirklich zu Dir vorgedrungen. Du kannst das, was Dir natürlicherweise entsprechen würde, nicht umsetzen. Du kannst Dich ihm nur nähern. Leise und aufmerksam. Allein dadurch fängt es in Dir an, sich zu entspannen. Im Natürlichen gibt es keine harten Widersprüche, sondern sich selbst bewegende Tendenzen und Empfindungen, die sich nur im tiefen Spüren und damit im Nichtwissen vernehmen lassen. Ich weiß nicht. Ich bin. – Der Wissende ist auch, weiß das aber nicht. Er weiß nichts von sich, sondern nur das, was er weiß. Darin verliert sich der Wissende an ein Model von sich. Der Seiende hingegen, löst sich ohne Modulation ins Leben auf. Das ist ein absoluter Unterschied. Ich habe nicht(s). Selbst dieses Leben nicht. Es ist geschenkt. Es ist nicht mir geschenkt. Wer sollte es mir schenken? Das Leben ist das Geschenk. Und ich, ich bin hier, um davon zu zeugen, um die Bedeutung frei von Dichtung zu erfahren.

 

Alles ist augenblicklich offensichtlich.

Ich bin als Zeuge vollkommen präsent. Alles ist augenblicklich offensichtlich. Nur weiß ich nichts davon. Darum die ewigen Erklärungen, die ewigen Begründungen „warum ich so bin, warum es so ist“. Nein, hier, hier stehst Du Dir im Weg. Und das ist nicht Deine Schuld. Es ist einfach so. Du kannst es wahrnehmen. Du kannst es spüren. Und weißt Dir nicht zu helfen. Und spürst, dass sich das nicht gut anfühlt. Weil Du Dein Leben endlich in den Griff bekommen möchtest. Weil Du endlich Deine Heldengeschichte erzählen möchtest. Die es nur in der Fiktion gibt! Das ist so einfach zu sehen. Nur eine einzige Person hofft weiter. Bis sie sich nicht mehr an ihre Heldengeschichten erinnern kann. Du ahnst, wer diese Person ist …

 

Uns bleibt nichts. Weil uns alles genommen wird. Alles, was wir nie hatten. Dieses Leben ist „bis hierher“ bereits passiert. Und doch ist es hier. Es ist nur hier. Hier ist die Kraft. Hier offenbart sie sich. Hier eröffnet sich die Möglichkeit, aus dieser ewigen sich selbst besprechenden Selbstentkräftung auszusteigen. Weil sie niemanden mehr interessiert. Hier kann das Leben direkt zu mir vordingen. Und da, wo das Leben zu mir vordringen darf, bin ich nicht mehr der, der ich zu sein glaub(t)e …

 

Ich habe nichts, auf das ich verweisen kann …

Wenn der Selbstanspruch – die Autorschaft und damit der Stolz und die Scham – nicht mehr geheiligt werden, dann, ja dann wird offensichtlich, was schon immer offensichtlich war. Ich erlebe mich in dieser Welt. Ich erlebe mich und diese Welt. Ich bin Zeuge der Unmittelbarkeit, die sich immer selbst beantwortet. Dem wahren Leben lässt sich nicht vorgreifen. Und alles Vorgreifen führt mich immer wieder in eine Welt, die mir viel zu eng werden muss. Weil das Vorgreifen dem Leben nicht entspricht. – Und jetzt darf ich erkennen, dass ich mich verwechselt habe. Ich bin der Sehende, der Wahrnehmende, der Spürende. Und darin kommt es zu Gefühlen, die sehr, sehr angenehm und sehr, sehr unangenehm sein können. Ich durchtränke als das Nichtstoffliche das Stoffliche. Und bezeuge den darin befindlichen ewigen Wandel. Und dieser Wandel ist es, der mich ängstigen kann, wenn ich mich für jemanden halte, der „so und so“ ist. Dabei bezeuge ich den ewigen Wandel und die mit diesem Wandel einhergehenden direkten Gefühle. Und habe keine Angst mehr „da-vor“. Ich kann Angst fühlen und mich eine Sekunde später vollkommen erleichtert fühlen. Leicht. Befreit von einer Last, die ich für mich gehalten habe. – Ich habe schlicht nichts, auf das ich verweisen kann. Ich bin niemand, der zu überzeugen, niemand, der sich durchzusetzen weiß. Ich bin einfach nur da. Und spüre, wie eng es sich in mir anfühlt, wenn ich so tue, als sei ich jemand, der zu überzeugen, der sich zu verkaufen weiß.

 

Dieses Leben ist einfach zu kostbar. Es ist unbezahlbar.

Dieses Leben ist einfach zu kostbar. Es ist unbezahlbar. Und steht dabei immer zur uneingeschränkten Verfügung. Bis es das nicht mehr „tut“. Dann ist es vorbei. Dann kann ich es mir nicht mehr zurückkaufen. Damit werde ich in Frieden sein, wenn ich jetzt in Frieden bin. Noch ist es nicht zu spät. Noch bist Du da. Für immer … hier. Jetzt geht es um die Entdeckung dieses ewigen Friedens, der von keiner Zeit berührt werden kann …