Ich bin das Erwachte, das nicht von sich weiß ...


Dieser Text ist die Verdichtung eines ganz wunderbaren Gesprächs, das Manfred mit mir geführt hat. Du kannst es dir gleich hier als Video anschauen. Nach meinem Empfinden ist es von einer „Erfreulichkeit“ getragen, die einer immer tiefer verstehenden Konzentration entspringt, die einfach immer weiter folgt und dabei selbst sehen „lernt“. – Plötzlich wird etwas zum ersten Mal auf ganz andere Weise wahrgenommen und kann damit etwas von sich enthüllen, was eben dieses unendlich offenen Blicks bedarf, um die Wahrnehmung selbst ins Zentrum des Verstehens „vorzulassen“ … Nichts anderes ist, was zu wahrem Verständnis führt … Endlich darf es sich zeigen. Es wird offensichtlich. Endlich ist es in mir weit genug, um sich mir zeigen zu dürfen. – Und es ward Licht. Immer wieder … Und in diesem Licht sehe ich immer deutlicher, wie schmerzhaft mich die mentale Begrenztheit des Verstandes in ihre Grenzen zwingt.

 

In diesem Licht ...

 

In diesem Licht allein kommt der Heilige Geist zu sich. Hier erkennt er sich als eins mit allem, als nicht getrennt, als allem innewohnend, als unendlicher Raum … Darin wird dem gespaltenen Geist, der Verstand ist und alles nach seinem Maßstab bedenkt, allmählich klar, dass er es ist, der den Heiligen Geist nicht erkennen kann, weil er alles spalten und mit seinen Ansichten und Absichten besetzen muss. Er ist es, der seine Unvereinbarkeit in die Welt sieht – und ausdrückt! Als Relativität. Er ist das Netz, das uns an der Oberfläche hält. – Und in uns jemanden sieht, der wir nicht sind. Damit ist der Verstand die den Heiligen Geist verhindernde Instanz. Bis ihm langsam zu dämmern beginnt, dass er selbst der Heilige Geist ist! Der eben darauf gewartet hat – auf diese unglaubliche, so offensichtliche Einsicht. In der sich alles zeigen darf. Das ist die Erlösung, die sich erst ereignen kann, wenn von jeder Idee über sie gelassen wird …

 

In Wirklichkeit gibt es keine Ratschläge. Es gibt nur das Leben, das du immer schon bist. Und die einzige Frage ist, ob du bereit bist, dieses Leben als dein Leben zu verwirklichen und anzunehmen. – Bist du bereit, zu erkennen: Ich bin das Erwachte, das nicht von sich weiß? – Nicht „nichts“, sondern nicht! Du selbst bist es! Und weißt es nicht. – Das Leben ist in dieser Form in die Existenz getreten. Deshalb existierst Du – und weißt nur „irgendwie“ davon! Einfach, weil du von morgens bis abends auf dich stößt. Dieses sich-Stoßen bildet eine Differenz zu dir. Das Fatale ist: Diese Differenz zu dir hältst du für dich selbst! Durch diese Differenz fühlst du dich genau so, wie du dich fühlst. Diese Differenz führt zu den Gedanken, die du für deine hältst. Es ist an der Zeit, in eine tiefere Dimension von Wirklichkeit aufzuwachen. Eine Wirklichkeit, in der du dir nicht mehr entgegentrittst, sondern so tief in dich einziehst, dass du zu dir „wirst“ …

 



Von Anfang an kein Zuhause für immer ...

 

Im neunten Monat kommt das Embryo an eine Endstation. Scheinbar. Es stößt gegen den Muttermund und bricht von hieraus in eine neue Dimension von Wirklichkeit auf. Diese Wirklichkeit ist im Uterus und im Embryo bereits so vorgesehen und angelegt. Du kannst dich hier nicht mehr halten. Hier gibt es nichts mehr zu schützen und zu bewahren. Dieses Zuhause bietet dir jetzt kein Zuhause mehr. – Heute wissen wir, dass dieses Zuhause niemals die Bedeutung und Aufgabe hatte, uns für immer ein zu Hause zu sein. Und doch scheinen wir da, wo wir jetzt sind, alles verloren zu haben, was uns getragen hat. Einfach, weil wir jetzt „selbst“ hier sind. Aber sind wir das bisher wirklich?

 

Das Leben ist ein immer-weiter-Aufbrechen. Ein immer tieferes Aufbrechen in sich selbst hinein. Dieses Aufbrechen ist kein aktives Tun von jemandem, der etwas anderes als das Leben ist, sondern es ist das Leben selbst. – Du bist zu diesem Heiligen Leben berufen. Zu diesem Leben nach der höchsten Form deiner Erkenntnis. Hier gibt es kein Erreichen mehr, keine Ziele, keine Leistung. – Das, was du dir wünschst, vorstellst und denkst, kann dir hier kein Maßstab mehr sein, weil es nicht über sich hinaus kann – weil es nicht ausbrechen kann. Es hält dich fest, weil es auf sich selbst begrenzt ist und wir dadurch auf diesen „Jemand“ begrenzt werden, der sich durch die Zeit zu retten versucht, um seine Geschichte zu einem guten Abschluss zu bringen. Zu einem Abschluss nach seinen Vorstellungen. – Allein deshalb schließen sich Zeit und Erlösung aus. Weil wir in der Zeit nichts anderes kennen als das, was uns beeindruckt hat! Und wir für das, was uns beeindruckt hat, unendlich viel Zeit brauchen, um es „aufzulösen“ …

 

In der Zeit sind wir nicht frei, uns zu bezeugen. Doch ohne dich geht es nicht! Dabei gibt es dich nur „ohne Zeit“! Das Leben erwacht in dir zu sich, zu sich in seinen tiefsten Dimensionen, von denen es erst weiß, wenn es passiert. Und ist darin von Anfang an zu Hause. Schon immer. Für immer. Du bist dabei, wenn du dich verirrst. Du bist dabei, wenn du zu dir kommst. Im Schmerz. In der Dunkelheit. In der Freude … Schon immer! – Für immer!

 

Und es ward Tag. Es bricht in eine andere Dimension von Wirklichkeit auf, in der es sich selbst endlos bewundert. Aber nicht bewundert, wie wir „bewundern“ verstehen. Nein, hier wird die Bedeutung von „Ich bin tatsächlich geboren!“ verwirklicht. Und ich spreche hier nicht von der körperlichen Inkarnation. Sondern davon, dass das Leben in sich eingetreten ist, um empfangen zu sein. Ich nehme mich selbst als diesen an, der ich bin. Darin gibt es keine Trennung mehr und keinen jenseitigen Gott.