Das ist meine Sehnsucht

Empfangen zu sein – und dieses Empfangen zu leben …


 

Weil das, was ich bin, nicht zu manipulieren ist ...

 

Gibt es jemanden, der bereit für Dich ist? Der bereit ist, Dich zu empfangen – Dich, die Unempfangene, Dich, den nicht Empfangenen?

 

Ist da etwas, das bereit ist, Dich zu sich zu lassen, Dich wirklich einziehen zu lassen in Dich selbst – so tief, dass Du Dich nicht immer wieder nur verstehen willst? So tief, dass Du anfängst zu spüren, dass Du es bist – dass Du durch diese Augen schaust, dass Du diese Worte hörst? Dass es um Dich geht? Dass Du berührt sein willst, dass Du Dich öffnen möchtest – dass Du in diesem Leben aufgehen möchtest?

 

Gibt es etwas in Dir, das bereit ist zu verwirklichen, dass das Leben unbekannt ist, und dass sich das Leben nur zu leben lohnt, wenn es auf ewig unbekannt bleiben darf – wenn es auf ewig in Dich einziehen darf? Wenn Du Dich nicht mehr gezwungen fühlst, es immer nur verstehen zu wollen? Wenn es Dir näher kommen darf – so nah, dass Du Deine Hilflosigkeit und Nacktheit als Deine Haut spürst? So nah, dass diese Hilflosigkeit zu etwas unendlich Schönem wird, nämlich zur wahren Hingabe an Dich selbst, zur wahren Hingabe an Dich selbst als diesem Leben?

 

Einzig die Hilflosigkeit ist groß genug, damit Du in sie einziehen kannst, damit Du Dir nichts mehr vormachen musst, damit Du Dich nicht mehr darstellen musst, damit Du nichts mehr glauben musst und nicht immer wieder danebengreifst. Denn diese Hilfslosigkeit ist ein reines Empfangen. Du weißt nicht mehr, warum Du so bist, wie Du bist. Du weißt nicht mehr, wer Du bist. Du weißt nicht mehr, was passieren soll und was Dir im Weg steht – sondern Du spürst diese unmittelbare Berührung: Dich selbst. Dich selbst als dieses Leben. Dich selbst in dieser unglaublichen Schönheit, die empfangen sein will. Die in Dich einziehen will und aufgehen will. Die unschuldig ist, und nie gewesen.

 

Du, als Wirklichkeit, bist nie gewesen, und Du wirst niemals sein – es sei denn, Du spürst Dich. Es sei denn, Du spürst, dass Du bereit bist, von etwas zu kosten, das sich nur unmittelbar schmecken lässt. – Jetzt in diesem Augenblick.

 

Die Instanz in uns, die etwas aus uns machen will, die uns darstellen will, die den anderen zeigen will, dass wir sicher sind, dass wir souverän sind, dass wir es im Griff haben – diese Instanz weiß nichts von dieser Nacktheit. Sie weiß nichts von uns. Sie schaut auf uns wie auf etwas Geringes, wie auf etwas Hilfloses; weil das, was ich bin, nicht zu manipulieren ist. Weil das, was ich bin, auf keinen fremden Herrn hört. Weil das, was ich bin, keinen Konzepten folgt. Weil das, was ich bin, eine Selbstentdeckung ist. Weil dieses Universum in sich eingetreten ist. Eingetreten als die Unmittelbarkeit von Empfindung.

 

Ich habe es mit mir selbst zu tun – das ist es, was sich verwirklichen möchte. Und solange es sich nicht verwirklichen darf – weil ich mich selbst beaufsichtige, weil ich glaube, einen eigenen Plan für mich zu haben – solange irre ich durch eine mir fremde Welt; durch eine Welt, deren kleinster Teil ich bin. Durch eine Welt, in der ich mich umhergestoßen fühle, in der ich mich nicht wahrgenommen fühle, in der ich mich immer wieder verloren fühle. Verloren, klein und einsam.

 

Aber jetzt wende ich mich dieser Welt zu. Ich ziehe in diese Welt ein. Ich komme als diese Welt zu mir. Ich entdecke, dass ich diese Welt bin! Und ich entdecke, dass diese Welt selbst sein will, dass sie schon ist – unentdeckt! Und jetzt entdeckt wird. Ich entdecke, dass diese Welt selbst atmend ist. Dass diese Welt lebendig ist und fühlen kann. Dass sie sich selbst offensteht. Und einzig durch die Grenzen des Verstehens begrenzt wird. Weswegen ich mich nicht mehr auf mein „Verstehen“ reduzieren lasse, sondern spüre, dass das Verstehen so etwas wie eine Landkarte ist: Hier wird etwas beschrieben, etwas, das schon bekannt ist. Der Weg, woher ich gekommen bin. Und von dortaus wird in die Zukunft geschaut: wohin ich möchte. Und das ist viel zu viel. Es ist viel zu viel, es isoliert mich und bringt mich in einen viel zu kleinen Raum.

 

Das Nachdenken über mich führt nicht zu mir, sondern von mir weg. Und genau das kann ich erkennen, wenn sich das Denken in mir dem Denken selbst zuwendet und sieht, was es tut. Es limitiert mich. Es hält mich an das Bekannte gebunden. Es problematisiert mich, es dramatisiert mich. Es macht aus mir jemanden, der ich nicht bin. Jemanden, der Probleme mit diesem Leben hat, jemanden, der Probleme mit sich selbst hat. Jemanden, der nicht sein will, wer er ist. – Dabei werde ich niemals wissen, wer ich bin. Das ist das Schöne! Das ist die Weite, das ist die Nacktheit, das ist die Berührung – das ist die Hilflosigkeit.

 

Ich fange an zu spüren, dass ich geführt bin. Ich fange an zu spüren, dass ich schon willkommen bin, dass ich schon da bin. Und ich fange an zu spüren, dass dieses Dasein sich selbst entdecken will, dass es das wirklich will, dass das seine Aufgabe ist: ganz in sich einzuziehen, und über sich hinaus zu finden. Augenblick für Augenblick.

 

Dieses Leben ist um so vieles mehr als wir glauben, ahnen oder wissen. Es ist die Wirklichkeit selbst, die sich erlebt. Dieses Universum ist ein lebendiges Universum, das über sich hinausgeht und beim Über-sich-Hinausgehen in sich einzieht. Du als diese Verkörperung bist das Über-Dich-Hinaus, das sich im Raum erfährt und erkennt, und von dort wieder ganz in sich einzieht. Und dabei vorübergehend die Augen vor dem äußeren Raum verschließt, um den inneren Raum zu entdecken. Der größer ist als jeder Raum, den ich mir vorstellen kann. Größer, und dabei absolut grenzenlos. Ich bin in die Grenzenlosigkeit meiner selbst gebettet und spüre dabei, was das bedeutet. So direkt, so intim, so ohne Filter.

 

Das ist mein Wunsch, das ist meine Sehnsucht: Empfangen zu sein – und dieses Empfangen zu leben …