Gott ist das Leben. Alles Leben.
Als absolute und vollkommene Integrität.
Und damit als das, was Schönheit ist.
Anwesenheit, die bereit ist, vollkommen in sich einzuziehen.
Um sich vollkommen zu erleben.
Ein Berührtsein, das nichts ausschließt.
Und damit zu sich als Wirklichkeit erwacht.
Der Staat besteht allein aufgrund einer kollektiven Einbildung. Genau wie das Geld, wie unser Wirtschaftssystem. Sie bilden unsere Realität. Und wer es wagt, diese Realität auch nur in Frage zu stellen, wird als realitätsferner, wahnsinniger Träumer gebrandmarkt – und nicht ernst genommen. Weil diese Realität nur unsere Wirklichkeit ist und bleiben kann, wenn wir uns weiterhin übersehen, um an sie zu glauben.
Einbildungen leben allein davon, dass sie sich nicht ernsthaft hinterfragen lassen. Weil das die Realität an und für sich in Frage stellen würde. Damit würden wir der Angst vor dem Chaos begegnen. In uns. Ganz direkt. Chaos ist es, was wir in unserem Leben unter allen Umständen verhindern wollen. Weil Chaos unberechenbar ist. Dabei beschreibt das Wort lediglich die Unberechenbarkeit von Prozessen, die viel zu flüchtig sind, um sich in unsere Denksysteme einpassen zu lassen. Was nichts anderes heißt als: Dem wahren Leben lässt sich nur unmittelbar begegnen. Es ist ohne allgemeine Handlungsanweisung an sich selbst angeschlossen. Und genau davor haben wir unterdessen kollektiv eine Heidenangst. Uns selbst zu spüren. Das ist es, was aus mir einen Ordnungsfanatiker hat werden lassen, der sich im Tausch für diese „Sicherheit“ als lebendiges Leben verloren hat. Damit wird aus dieser wundervollen Unsagbarkeit erst ein Baum mit Eigenschaften. Eine Linde. Eine Birke. – „Das ist das und das ist das.“ Alles hübsch ordentlich voneinander getrennt – und damit auffindbar. Einfach ein Label drauf und fertig. Ich weiß, was das ist. Weil ich seinen Namen kenne. Und ganz ähnlich geht es mir auch mit mir selbst. Ich weiß so vieles über mich, glaube ich, doch ohne mich zu (er)kennen ...
Und so soll es sein, damit das reibungslose Funktionieren nicht gestört wird. Alle haben ihre Aufgabe (zu erfüllen). „Herr Doktor, was habe ich?“ – Er weiß es schließlich besser als ich. Für mich. Er hat es ja gelernt … Ich gebe mich ab – und ohne es zu wissen, auf. Und diese Aufgabe gleicht einer Resignation. Einer ganz grundsätzlichen Lebensunlust und -unfähigkeit. Diese Aufgabe gleicht einer Lähmung allem unmittelbar Lebendigen gegenüber. Die fehlende Lebendigkeit ist es, die mich von mir trennt. Und zu unhaltbaren Ansichten über mich und die Welt führt.
Wenn ich diesem fein säuberlich gegen das Leben abgeschlossenen Modell nicht mehr blind folgen kann und erkenne, dass sich hinter der Handhabbarkeit des Lebens die Angst vor meiner eigenen Berührbarkeit verbirgt, bin ich schon aus der Gemeinschaft der Ordnungsgläubigen verbannt. – Allein durch die Auseinandersetzung mit dieser Realität mache ich mich verdächtig. Vor mir selbst und der Welt. Bin ich jetzt etwa verrückt geworden?
Und doch passieren große Dinge genau auf diese Weise. Sie passieren trotz der sorgfältig inszenierten Ordnung, unter der das Leben weiter brodelt. Wie aus dem Nichts fiel der Bevölkerung der DDR ein, dass sie das Volk ist. Und dann ging alles ganz schnell. Knapp zwei Monate nach Beginn der Montagsdemonstrationen in Leipzig gab ZK-Sekretär Günter Schabowski am 9. November 1989 am Ende einer Pressekonferenz eher nebenbei die Reisefreiheit für alle DDR-Bürger bekannt. – „Das gilt nach meiner Kenntnis sofort, unverzüglich“ … Ungläubiges Raunen. Innerhalb von Stunden öffnete sich die Mauer, die noch in tausend Jahren stehen sollte. Mit den Worten Schabowskis war sie bereits zum Teil der Weltgeschichte geworden, über die wir heute in unseren Geschichtsbüchern lesen …
Die Öffnung der Mauer beschreibt das Ende einer kollektiven geistigen Lähmung, die sich so tief in die Menschen eingraben konnte, weil sie von ihrer eigenen Regierung für die Anerkennung dieser Realität mit dem Tod bedroht worden sind. Das als kleine Erinnerung, wie sich Realitäten inszenieren lassen und wie schnell sie in sich zusammenbrechen können, wenn der Glaube an sie bröckelt. Wodruch ihre Unhaltbarkeit offensichtlich zutage tritt.
Und jetzt zeigten sich die wahren Verhältnisse, von denen so gut wie jeder wusste, der in Erich Mielke, dem Minister für Staatssicherheit, nicht den Beschützer des neuen Menschen sah: Die DDR wollte „rüber“. Wenn auch nur für eine Nacht. Plötzlich wurde die Mauer als das erkannt, was sie ist: Eine überholte Installation in den Köpfen von Bürgern, die grundsätzlich immer bereit sind, sich einer Weltsicht anzupassen, wenn sie dafür auf einen Vorteil hoffen dürfen ... Und sei es auf den Vorteil, Grundrechte zurück zu bekommen. Wie jetzt bei Corona. Nur schön still halten, dann wird alles wieder gut ... Solche Installationen können niemanden mehr zurückhalten, wenn ihnen ihre Bedeutung genommen worden ist.
Plötzlich wurde der antiimperialistische Schutzwall als das enttarnt, was er von Anfang an war: eine Gefängnismauer. Die das Volk davor bewahren sollte, andere als die vom ZK verordneten Einheitserfahrungen zu machen. Weil andere Erfahrungen zu anderen Eindrücken und Erlebnissen und damit zu einer anderen Wirklichkeit führen würden! Die unbedingt zu unterbinden war. Weil sich die DDR des Zentralkomitees nicht von selbst in den Köpfen ihrer Bürger abbilden wollte. Das erledigte dann der Schießbefehl. Eine etwas offensichtlichere Variante des digitalen Impfpasses. Der uns ebenfalls Schutz vor dem Bösen verspricht ...
© Ben Hollenbach
Gefängnismauern befinden sich zunächst immer in den Köpfen derer, denen an einer bestimmten Form von Realität gelegen ist. – Denn erst wenn diese Realitäten in unseren Köpfen installiert sind, werden sie kollektiv als Realität akzeptiert. Aber wie kommen sie da hin? Durch die fortwährende Demonstration dieser inszenierten Wirklichkeit. Ich muss mich also zunächst an eine Realität gewöhnen bzw. an sie gewöhnt werden, bevor ich sie als meine Realität annehme – und nach ihr lebe. Damit wird aus einer in mich gepflanzten Realität ein inneres Diktat, das ich für einen integralen Bestandteil von mir selbst halte!
Ohne Respekt vor diesen Mauern, sind Mauern einfach nur das: Mauern, die sich überwinden lassen. Um aus dieser Mauer eine unüberwindbare Grenze werden zu lassen, musste durch Schießbefehl und Verhaftungen eine Realität inszeniert werden, die die Unüberwindbarkeit dieser Mauer unter Beweis stellt. Auf ganz ähnliche Weise wird heute die Bedrohung durch das Corona Virus inszeniert. Natürlich ist das alles wissenschaftlich belegt … Weil „die Wissenschaft“ selbst keine eigenen Ziele verfolgt, aber für die Durchsetzung von Absichten und Zielen missbraucht werden kann.
Wir sollen glauben, dass es etwas gibt, das objektiv belegt werden kann. – Aber was, was soll das sein? Und wer glaubt das bzw. wer richtet sich danach? Das sich selbst misstrauende Subjekt, das von sich absieht um eine Wirklichkeit anzunehmen, die ihm nicht entspricht. Aus Angst vor den Konsequenzen. Wirklich, so ver-rückt ist das. Wir leben in einer Welt, die vollkommen verrückt geworden ist, weil sie sich von der lebendigen Wirklichkeit abgespalten hat und damit selbst zur Wirklichkeit durch Spaltung geworden ist.
Es gehört heute zum guten Ton, im Namen der Wissenschaft zu sprechen und Aussagen mit Studien, Diagrammen und Prognosen zu belegen, denen endlose Analysen und Berechnungen zugrunde liegen – eben weil wir uns selbst nicht mehr spüren und damit dem Leben nicht mehr vertrauen (können). Und das ist die Chance für den Staat, uns endgültig das Gefühl für uns selbst zu nehmen und uns vollständig zu entkernen. Damit wir ab sofort und künftig freiwillig nach Plan funktionieren. Und uns einer Ordnung unterwerfen, die allein deshalb als schützenswert gilt, weil alles andere unvorhersehbar ist und ins Chaos führt. Befürchten so leblose Gestalten, wie Frau Merkel und Herr Lauterbach es nun einmal sind. Weswegen der Mench in ihren Anschauungen erst gar nicht vorkommt.
Unterdessen sind wir kollektiv so weit, dass wir uns freiwillig gegen das Leben abschließen, um uns sicher zu fühlen. Um am Leben zu bleiben. Dabei bedeutet ein sicheres Leben immer das Leben in der Gefangenschaft eines Kopfes, der allein deshalb nichts vom Leben weiß, weil er dem Leben zutiefst misstraut, eben weil er immer nur alles Wissen will und sein Wissen für die Ultima Ratio hält. Dabei ist das Leben selbst die eine, sich selbst vollkommen einleuchtende Ultima Ratio. Weil es sich um nichts anderes als um sich selbst kümmert. Und sich damit vollkommen vertraut.
Wir haben uns an eine installierte Realität gewöhnt, die das Leben verdinglicht hat – und damit glauben wir an eine Objektivität, die es nicht gibt. Weil nichts so ist, wie es zu sein scheint. Weil jeder Schein, so tief er auch geht, immer wieder nur eine neue Oberfläche hervorbringt und beschreibt. Weil das Leben einfach nicht zu beschreiben ist und sich nicht beschreiben lässt. Weil das Leben eine Nichtvorhersagbarkeit ist. Sonst ist es nicht das Leben! – Eine Nichtprognostizierbarkeit. Die sich erleben will. Und damit ist das Leben, was Wirklichkeit ist.
Die Wirklichkeit ist sich ihrer so absolut sicher, dass sie sich Augenblick für Augenblick wandelt und dabei keine Angst hat, von sich selbst abzuweichen. Weil es im sich Zeigenden keine Abweichung gibt. So ist es! So ist es! So ist es! – Aber – wie ist es denn nun?! Nein, so ist es nicht! Es ist sich selbst gemäß. Immer sich selbst gemäß. Augenblick für Augenblick. Das ist die Wirklichkeit. Deshalb leben wir. Um dieses Leben zu erleben.
Aber das habe ich mir ganz anders vorgestellt! Ich habe etwas ganz anderes gewollt.
Damit habe ich gar nicht gerechnet. – Schon bricht Chaos aus. Und dieses Chaos ist das Chaos im Kopf und nicht das Chaos des Lebens. Das kein Chaos kennt, sondern einer um so vieles höheren
Ordnung folgt, als es sich der isolierte Denker in unserem Kopf vorstellen kann … Alles andere ist Kopf. Und der Kopf hat Angst vor dem Leben, das er nicht überschauen kann und niemals wird
überschauen können. Weshalb er das Leben seinen Anschauungen anzugleichen versucht. Wodurch er das lebendige Leben abtötet. Das ist es, was wir am eigenen Leib erfahren. Wir leben als lebendige
Tote. Als vom Leben Getrennte. Als Verängstigte. Obwohl wir das nicht wollen. – Warum tun wir es dann? Aus Angst. Weil wir uns selbst nicht vertrauen. Und damit sind wir wieder am Ausgangspunkt.
Deshalb ist es essenziell und absolut notwendig genauer hinzuschauen. Anderenfalls bleibe ich mir als dem lebendigen Leben gegenüber im Off! Und versuche aus dieser Dunkelheit ins Lichts
zu finden. Was absolut unmöglich ist. weiter